Beton kann auch für wichtige Ereignisse stehen. So wie der Zaun, der 2,5 Meter hoch auf einer Länge von sechs Kilometern die Startbahn 18 West schützen sollte. Im Winter 2017/18 wurden die Betonelemente dieses Zaunes demontiert und zur Wiederverwendung aufbereitet – bis auf vier Stück. Sie wurden an unserem Werksgelände-Eingang aufgestellt.
Vier Elemente des Startbahn-West-Zauns stehen auf dem Betriebsgelände der SHW Messel
Der „südhessische Herbst“ datiert für viele Menschen in der Region im Jahr 1981 – im Oktober dieses Jahres wurde das Gelände für die Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens geräumt. Zuvor waren in Wiesbaden 120.000 Menschen gegen das Bauprojekt auf die Straße gegangen, am Ort der geplanten Startbahn kam es ebenso zu friedlichen wie auch gewalttätigen Protesten. Sie sind im kollektiven Gedächtnis der Bürger von Mörfelden-Walldorf und vielen anderen präsent.
2,5 Meter hoch ragten auf einer Länge von sechs Kilometern Betonelemente empor, die das Gelände vor Eindringlingen schützen sollten. Der Betonzaun rund um die „18 West“ war ein Symbol der Zeitgeschichte. War. Denn im Winter 2017/18 wurden die alten Betonzaunelemente demontiert und von einer modernen Zaunanlage ersetzt. Mehr als 2000 Bauteile wurden von einer Spezialfirma aus Aschaffenburg-Obernau abgerissen. Die Entsorgung des Betonzauns war ein Job für Spezialisten: die Südhessische Wertstoffrückgewinnungs GmbH (SHW) in Messel. Hier wurde der Beton recycelt.
„1981 war auch das Jahr, in dem das Hessische Oberbergamt den sofortigen Bau einer Deponie in der Grube Messel anordnete, um dort Müll abzulagern“, erinnert sich SHW-Betriebsleiter Bernd Lösch. Hier jedoch hatte der Bürgerprotest Erfolg und verhinderte das Megaprojekt. Die Grube Messel ist heute UNESCO-Weltnaturerbe und Stolz der Messeler Bürger. Für Lösch sind beide Vorhaben Elemente der Zeitgeschichte – und er ist überzeugt, dass es lohnt, an das zu erinnern, was Menschen in der Region bewegt hat. „Also bin ich im Winter raus zur Startbahn gefahren und habe dafür gesorgt, dass vier der Betonzaunteile unbeschädigt ausgegraben und zu uns gebracht werden.“
Jetzt haben jeweils zwei davon links und rechts der Einfahrt einen neuen Standort bekommen. „Auf dem einen Stück steht ,Auf die Dauer hält keine Mauer‘, sagt Lösch mit einem Schmunzeln, denn dieser Slogan passt auf dem Betriebsgeländes eines Entsorgungsbetriebs natürlich genau. „Über zwei anderen Teilen prangt das Wort ,Sollbruchstelle‘, hier haben wir das Ensemble getrennt.“
Den Sinn der SHW für Erinnerungskultur beweist übrigens auch ein anderes Stück Trennungselement mit Zeitgeschichte, das der Messeler Entsorgungsbetrieb vergangenes Jahr in unmittelbarer Nähe zu zwei Startbahn-Mauerelementen platziert hatte: fünf Originalstreben der Berliner Mauer.